Eine Welt dazwischen by Norman Spinrad

Eine Welt dazwischen by Norman Spinrad

Autor:Norman Spinrad [Spinrad, Norman]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: WILHELM HEYNE VERLAG
veröffentlicht: 2015-09-29T16:00:00+00:00


»Lasst uns allein!«, sagte Bara Dorothy kurz angebunden. Als die jüngeren Besatzungsmitglieder das Büro verlassen hatten, fasste sie über den Schreibtisch hinweg Cynda Elizabeth scharf ins Auge. Mary Maria saß so weit wie möglich entfernt auf der Kante des Messingbetts und versuchte unauffällig auszusehen, doch spürte Cynda, dass sie, als die Schwester, die die häufigsten und engsten Kontakte mit den Einheimischen beiderlei Geschlechts hatte, eine pragmatische und geistige Verbündete sein könnte. Aber gerade aus diesem Grund mochte sie zögern, offen gegen die Beraterin Stellung zu beziehen.

»Ich sage es noch einmal, Bara, wir würden einen schweren Fehler begehen«, sagte Cynda. »Dieser Madigan-Plan wird im Parlament eine Mehrheit finden, gleichgültig, was wir unternehmen. Warum bestehst du darauf, einen Kampf auszufechten, den wir nur verlieren können?«

»Zweck dieser Mission ist es, den Krieg zu gewinnen«, entgegnete Bara Dorothy kühl. Sie nickte zur Wandkarte von Pacifica, die in den Gegenden, auf die es ankam, mit einem Wald von silbernen Stecknadeln bedeckt war. »Alles ist planmäßig gelaufen, wir haben die Schwungkraft und die nötige Dynamik entwickelt – und nun stürzt dieser Madigan-Plan alle Berechnungen um!«

»Aber wir können nichts daran ändern!«, beharrte Cynda.

Bara legte die Fingerspitzen zusammen. »Was sollten wir dann deiner Meinung nach tun, Cynda Elizabeth?«, fragte sie.

»Den Madigan-Plan unterstützen oder zumindest neutral bleiben. Auf diese Weise gewinnen wir sechs Monate ungehinderter Operationsfreiheit und entfremden uns nicht die öffentliche Meinung.«

Bara blickte scharf zu Mary Maria hin. »Bist du der gleichen Meinung?«

»Die … die soziopsychologische Analyse scheint zutreffend …«, sagte Mary nervös.

Bara blieb mit der Faust auf den Schreibtisch. »Große Mutter, wie könnt ihr zwei so begriffsstutzig sein?!«, rief sie aus. »Welche Öffentlichkeit? Was für Einheimische? Sind die Schwestern von Pacifica für eine sechsmonatige Erprobungsperiode für das Institut? Nein! Selbstverständlich nicht!«

»Aber … aber sie sind für den Madigan-Plan«, sagte Mary Maria.

»Weil die Madigan, diese Verräterin an ihrem Geschlecht, unsere Aufenthaltserlaubnis mit der Erlaubnis für den probeweisen Betrieb des Instituts gekoppelt hat!«, sagte Bara. »Genauso bringt sie die Erzeuger dazu, dass sie für unseren weiteren Aufenthalt stimmen werden.«

»Dann gibst du also zu, dass wir es uns nicht leisten können, gegen den Madigan-Plan anzukämpfen oder ihn zu Fall zu bringen?«, sagte Cynda. »Weil es für uns die Ausweisung bedeuten würde.«

»Und du hast mir gerade gesagt, dass der Madigan-Plan vom Parlament verabschiedet werde, gleichgültig was wir unternehmen«, sagte Bara Dorothy.

»Ich verstehe nicht …«

»Das«, sagte Bara Dorothy, »ist leider offensichtlich. Der entscheidende Punkt ist, dass der Madigan-Plan eine vollendete Tatsache ist, und dass wir darum jetzt in einer Weise handeln müssen, die aus unserer zukünftigen Position unter den Bedingungen des Plans das Beste machen wird. Das Ziel dieser Mission ist, den einheimischen Schwestern zur Weltherrschaft zu verhelfen, und wenn diese Zeit kommt, werden die Erzeuger sowieso zu hundert Prozent gegen uns sein.«

»Aber was hat das mit Widerstand gegen den Madigan-Plan zu tun?«, fragte Cynda verwirrt.

»Ihr sollt der Realität ins Gesicht sehen, verdammt noch mal!«, sagte Bara. »Für sechs Monate werden wir hier ein funktionierendes Institut haben. Unsere Kampagne zielte auf eine rasche Polarisierung und eine unmittelbare entscheidende Auseinandersetzung ab, die nicht geschehen wird.



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